Grundschulden in der Teilungsversteigerung: Was Erben beachten müssen

Tobias Goldkamp

Veröffentlicht am 23. August 2024 von Tobias Goldkamp

Themen: Erbauseinandersetzung

Die Teilungsversteigerung von Immobilien ist ein häufiges Mittel zur Auseinandersetzung von Erbengemeinschaften, die sich nicht einvernehmlich über die Aufteilung des Nachlasses einigen können. Eine besondere Herausforderung in diesem Verfahren sind dabei die Grundschulden, die auf den Immobilien lasten können. Zwei aktuelle Gerichtsentscheidungen beleuchten die Rechtslage und die zu beachtenden Aspekte bei Grundschulden in der Teilungsversteigerung.

Die Bedeutung von Grundschulden

Grundschulden sind dingliche Belastungen eines Grundstücks, die zur Sicherung von Forderungen dienen. Anders als Hypotheken bestehen Grundschulden unabhängig von der besicherten Forderung und bleiben bestehen, auch wenn die Forderung bereits erfüllt ist. Dies hat besondere Auswirkungen im Rahmen von Teilungsversteigerungen, da Grundschulden trotz Tilgung des zugehörigen Darlehens das Grundstück weiterhin belasten können.

Entscheidung des LG Hanau (Az.: 2 S 113/22)

In einem aktuellen Fall entschied das Landgericht Hanau, dass die Löschung einer nicht mehr valutierenden Grundschuld eine Maßnahme der ordnungsgemäßen Verwaltung innerhalb einer Erbengemeinschaft darstellt.

Hintergrund des Falls:

  • Ein Grundstück aus einem Nachlass war mit einer Grundschuld belastet, die bereits getilgt war.
  • Ein Erbe beantragte die Teilungsversteigerung, nachdem sich die Erben nicht auf eine Auseinandersetzung einigen konnten.
  • Die Mehrheit der Miterben stimmte der Löschung der Grundschuld zu, doch ein Miterbe weigerte sich.

Gerichtliche Entscheidung:

Das Gericht entschied, dass die Löschung der Grundschuld im Interesse der ordnungsgemäßen Verwaltung des Nachlasses liegt. Die nicht mehr valutierende Grundschuld könnte den Wert des Grundstücks bei einer Versteigerung mindern, da sie in das geringste Gebot eingerechnet wird. Ein Miterbe, der sich weigert, die Löschung zuzustimmen, kann somit überstimmt werden, sofern die Mehrheit der Erbengemeinschaft dies befürwortet.

Entscheidung des OLG München (Az.: 7 U 6031/20)

Das Oberlandesgericht München befasste sich mit der Frage, ob eine Erbengemeinschaft von einem Miterben, der ein Nachlassgrundstück ersteigert, die Zahlung von Grundschuldzinsen verlangen kann, obwohl das besicherte Darlehen bereits getilgt ist.

Hintergrund des Falls:

  • Zwei Schwestern bildeten eine Erbengemeinschaft nach dem Tod ihres Vaters. Zum Nachlass gehörte ein Grundstück, auf dem Grundschulden lasteten.
  • Eine Schwester ersteigerte das Grundstück bei einer Teilungsversteigerung.
  • Die Erbengemeinschaft erhielt die Grundschulden abgetreten und verlangte von der Ersteigerin die Zahlung von Grundschuldzinsen.

Gerichtliche Entscheidung:

Das OLG München entschied, dass Grundschulden nicht akzessorisch sind, d.h. sie bestehen unabhängig von der besicherten Forderung. Der Ersteigerer ist verpflichtet, neben dem Gebot auch die Grundschuldzinsen zu zahlen, die von der Erbengemeinschaft geltend gemacht werden können.

Auswirkungen für Erben und Erbengemeinschaften

Diese Entscheidungen verdeutlichen, dass Grundschulden bei Teilungsversteigerungen erhebliche finanzielle Auswirkungen haben können:

  • Kaufpreisreduzierung: Grundschulden, die nicht mehr valutieren, können den Wert eines Grundstücks mindern, da sie bei Versteigerungen im geringsten Gebot berücksichtigt werden.
  • Erbengemeinschaftsrechte: Die Erbengemeinschaft kann weiterhin Ansprüche auf Grundschuldzinsen geltend machen, selbst wenn das zugrunde liegende Darlehen getilgt ist.
  • Verwaltungsmaßnahmen: Die Löschung nicht mehr valutierender Grundschulden kann als Maßnahme der ordnungsgemäßen Verwaltung betrachtet werden, was Erbengemeinschaften ermöglicht, eine solche Löschung mehrheitlich zu beschließen.

Fazit

Für Erben und Erbengemeinschaften ist es entscheidend, die rechtlichen Konsequenzen von Grundschulden bei Teilungsversteigerungen zu verstehen und ihre Rechte entsprechend wahrzunehmen. Die Löschung einer Grundschuld kann im Interesse einer optimalen Nachlassverwertung liegen und sollte sorgfältig geprüft werden.

Bei Fragen zur Teilungsversteigerung und dem Umgang mit Grundschulden im Erbrecht stehen wir Ihnen mit unserer Expertise zur Seite.

Tobias Goldkamp

Rechtsanwalt Tobias Goldkamp
Fachanwalt für Erbrecht
Tel. 02131-718190

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